Damit unsere Vergangenheit eine Zukunft hat

hvelogo

Geschichtsfenster im Rathaus Eglosheim

 

Das in baulicher sowie orts- und ortsgeschichtlicher Hinsicht bedeutsame Rathaus ist ein herausragendes Kulturdenkmal aus wissenschaftlicher und heimatgeschichtlicher Perspektive.

Im ehemaligen Eglosheimer Rathaus sind viele bauliche Merkmale erhalten geblieben, die heute als seltene Beispiele historischer Baukunst gelten. Diese Merkmale bieten Einblicke in die Bauweise vergangener Zeiten, die nach dem Abriss oder Umbau vieler älterer Gebäude in unserer Gegend oft verloren gegangen sind.

Auf Anraten von Dr. Bongartz von der Denkmalpflege Baden-Württemberg wurden mehrere "Geschichtsfenster" an verschiedenen Stellen angelegt. Diese Fenster bieten einen einzigartigen Einblick in die damals übliche Bauweise und tragen zur Erhaltung und Würdigung dieses historisch bedeutsamen Gebäudes bei.

 

Lehmwickeldecke:

lehmwickeldecke 02 thumbDie Lehmwickel sind eine hierzulande übliche historische Deckenfüllung zur Schall- und Wärmedämmung. Holzstacken wurden mit einem Lehm- und Langstrohgemisch umwickelt und auf seitlich an die Balken genagelte Holzlatten gelegt. Nach ihrem Einbau wurden die Lehmwickel mit einer putzähnlichen Lehmschicht verstrichen.

Die Lehmwickel sind eine hierzulande übliche historische Deckenfüllung zur Schall- und Wärmedämmung. Sie wurden traditionell verwendet, um Holzdecken in alten Gebäuden zu isolieren und Lärmschutz zu bieten. Typischerweise wurden Holzstaken mit einem Gemisch aus Lehm und langen Strohhalmen umwickelt und dann auf seitlich an die Balken genagelte Holzlatten gelegt.

Nachdem die Lehmwickel eingebaut waren, erfolgte eine weitere Bearbeitung: Eine putzähnliche Schicht aus Lehm wurde aufgetragen, um die Oberfläche zu glätten und eine homogene Struktur zu schaffen. Diese Lehmschicht diente nicht nur ästhetischen Zwecken, sondern verstärkte auch die Isolier- und Dämmeigenschaften der Wickel. Sie bot außerdem Schutz vor Feuchtigkeit und half dabei, die Struktur der Lehmwickel zu stabilisieren.

Heute sind Lehmwickel ein faszinierendes Beispiel für historisch traditionelle Bautechniken, die die Effizienz und Langlebigkeit dieser Gebäude unterstreichen.

 

Eglosheimer Bollen:

Aus dem Mäurach-Steinbruch - zwischen Monrepos und Eglosheim gelegen - stammen diese grob behauenen Steine. Im Volksmund werden sie bis heute “Eglosheimer Bollen” genannt. Es ist wahrscheinlich, dass beim Umbau des Rathauses 1873/74 die “Eglosheimer Bollen” eingesetzt wurden.

Aus dem Mäurach-Steinbruch, der zwischen Monrepos und Eglosheim liegt, stammen diese grob behauenen Steine, die bis heute im Volksmund als “Eglosheimer Bollen” bekannt sind. Die Verwendung dieser charakteristischen Steine lässt sich sogar bis zum Umbau des Rathauses in den Jahren 1873/74 zurückverfolgen.

 

 

Bohlen-Balken-Decke

bohlen balkendecke 02 thumbIn dem Deckenausschnitt sieht man eine aus der Bauzeit des Hauses stammende, also mindestens 300 Jahre alte so genannte Bohlen-Balken-Decke: In engem Abstand gesetzte Balken wurden seitlich eingenutet und in diese Nuten wurden breite Bretter eingeschoben.

Die Bohlen-Balken-Decke, die in dem Deckenausschnitt zu sehen ist, stammt aus der Bauzeit des Hauses und ist somit mindestens 300 Jahre alt. Diese historische Deckenkonstruktion ist ein faszinierendes Beispiel traditioneller Zimmermannskunst. Die Decke besteht aus eng aneinander gesetzten Balken, die seitlich eingenutet wurden. In diese Nuten wurden breite Bretter eingeschoben, um eine solide und dennoch flexible Deckenstruktur zu schaffen. Diese Bauweise war typisch für die Zeit und wurde häufig in hochwertigen Gebäuden verwendet, um robuste und langlebige Decken zu errichten.

Die Bohlen-Balken-Decke im Eglosheimer Rathaus ist somit nicht nur ein architektonisches Detail, sondern auch ein kulturelles Erbe, das die Geschichte und den Charakter des Gebäudes widerspiegelt. Es ist wichtig, solche baulichen Besonderheiten zu bewahren und zu schützen, um das Erbe vergangener Epochen zu erhalten und zu würdigen.

 

Bohlen-Balken-Decke (von oben)

Man sieht hier die Decke der ehemaligen Ratsstube, befreit von der historischen Wärmedämm-Schicht (Spreu) und der aktuellen Wärmedämmung aus Steinwolle. Die Balken liegen doppelt so dicht wie bei einer gewöhnlichen Holzbalkendecke.

Hier wird die Decke der ehemaligen Ratsstube sichtbar, nachdem sie von ihrer historischen Wärmedämm-Schicht (Spreu) sowie der aktuellen Steinwolle-Wärmedämmung befreit wurde. Diese Bohlen-Balken-Decke ist ein bemerkenswertes Beispiel traditioneller Bauweise. Die Balken liegen hier doppelt so dicht wie bei einer gewöhnlichen Holzbalkendecke, was auf die hohe Qualität und Stabilität dieser Konstruktion hinweist. Die sichtbaren Holzbalken sind Zeugen vergangener Handwerkskunst und vermitteln ein authentisches Gefühl für die historische Bauweise dieser Räumlichkeiten. Der Erhalt und die Freilegung dieser ursprünglichen Deckenstruktur bieten einen faszinierenden Einblick in die Bautechniken vergangener Jahrhunderte."

 

Floßaugen

flossaugen 01 thumbflossaugen 02 thumbIm 17. Jahrhundert kam das Holz per Floß auf dem Neckar nach Ludwigsburg. Um die Balken zu einem Floß zu verbinden, musste eine dreieckige Vertiefung mit einem durchgebohrten Loch versehen und ausgehauen werden.

Diese Vertiefungen - Floßaugen genannt - wurden zuerst im alten Dachstuhl an den Kehlbalken und Längspfetten entdeckt.

Seitdem die zum Dachstuhl hinauf führende Block- bzw. Keilstufen-Treppe freigelegt worden ist, kann man solche Floßaugen auch dort an mehreren Stellen sehen.

Im 17. Jahrhundert wurde Holz per Floß auf dem Neckar nach Ludwigsburg transportiert. Eine bemerkenswerte Technik dieser Zeit war die Verbindung von Balken zu einem Floß mittels spezieller Holzverbindungen. Um die Balken miteinander zu verbinden, wurden dreieckige Vertiefungen in das Holz geschnitzt, die auch ein durchgebohrtes Loch enthielten. Diese speziellen Vertiefungen wurden als "Floßaugen" bezeichnet.

Die Balken selbst wurden nicht selbst im Wasser transportiert sondern auf Flöße gebunden. Diese wurden dann aus dem Schwarzwald über die Enz nach Bietigheim geflößt und von dort mit Fuhrwerken nach Eglosheim und Ludwigsburg verbracht.

Ursprünglich entdeckte man solche Floßaugen im alten Dachstuhl von Ludwigsburg, wo sie an den Kehlbalken und Längspfetten verwendet wurden. In jüngerer Zeit wurden ähnliche Holzverbindungen auch an anderen historischen Stellen entdeckt. Beispielsweise wurden seit der Freilegung der Block- bzw. Keilstufen-Treppe, die zum Dachstuhl führt, auch dort solche Floßaugen an mehreren Stellen entdeckt. Diese Entdeckung unterstreicht die Vielseitigkeit und Bedeutung dieser alten Handwerkstechniken und deren weitreichende Anwendung in historischen Holzkonstruktionen.

 

Block- oder Keilstufen-Treppe

keilstufentreppe thumbDie Block- oder Keilstufen-Treppe, die zum Dachraum hinaufführt, stammt noch aus der ersten Bauzeit des Rathauses. Sie lässt sich als “Urtyp einer Treppe” begreifen, denn sie ist mit ihren zwei Tragbalken und den quer aufgenagelten Stufen eigentlich mit einer hölzernen Leiter vergleichbar.

Nur wurden die massiven “Leitersprossen” als massive Block-stufen ausgebildet, die fast ohne Abstände mit Eisennägeln auf den beiden Trägerbalken befestigt wurden.

Die Bodentreppe war im 19. Jahrhundert mit Brettern mit schmalen Deckleisten verschalt; sie wurde erst bei den Sanierungsarbeiten wiederentdeckt und als vorzeigewürdiges historisches Einzelstück sichtbar gemacht.

Diese Block- oder Keilstufen-Treppe, die zum Dachraum hinaufführt, ist ein beeindruckendes Überbleibsel aus der ersten Bauphase des Rathauses. Diese Treppe kann als "Urform einer Treppe" betrachtet werden, da sie mit ihren zwei Tragbalken und den quer aufgenagelten Stufen einer hölzernen Leiter ähnelt.

Die massiven "Leitersprossen" wurden als robuste Blockstufen ausgebildet, die nahezu lückenlos mit Eisennägeln auf den beiden Trägerbalken befestigt wurden. Diese Bauweise verleiht der Treppe eine rustikale und stabile Struktur, die auch heute noch ihre Funktionalität und Ästhetik bewahrt.

Im 19. Jahrhundert wurde die Bodentreppe mit Brettern und einer Türe zum Dachgeschoss eingehaust. Erst während der Sanierungsarbeiten wurde diese ursprüngliche Treppe wiederentdeckt und als beeindruckendes historisches Einzelstück freigelegt, das die Handwerkskunst vergangener Zeiten anschaulich präsentiert.

 


Historischer Verein Eglosheim e.V.
Katharinenstr. 46

D-71634 Ludwigsburg

Tel.: +49 (0)7141 301472
Mail: info@historischer-verein-eglosheim.de

Sonstiges - aber auch das übliche überaus notwendig Rechtliche