Aus der aktuellen Ausstellung „Das Beste aus den letzten 10 Jahren Museum im Rathaus“ präsentiert ihnen der Historische Verein Eglosheim einen weiteren Ausstellungspunkt
Fünfte Ausstellung „Handwerk in Eglosheim“ Eröffnungsbeginn 06.01.2013
Das alte Eglosheim, welches bereits um 844 erstmalig erwähnt wurde, war lange Zeit ein Bauerndorf und lag an der alten Handelsstraße zwischen Bietigheim und Stuttgart.
Die damaligen Markungsgrenzen von Eglosheim gingen bis an den heutigen Marktplatzbrunnen in Ludwigsburg.
Anfang des 18. Jahrhundert wurde das Schloss und die Stadt Ludwigsburg hauptsächlich mit Bruchsteinen aus dem Steinbruch im Mäurach, genau auf den Gemarkungsgrenzen von Eglosheim, Ossweil und Pflugfelden erbaut.
Diese Großbaustelle zog viele Handwerker nach Eglosheim die sich hier, wo es genügend Arbeit gab, niedergelassen haben.
Meist waren es Bauern, die sich noch zusätzlich als Maurer, Gipser oder Zimmermann ihren Lebensunterhalt verdient haben.
Nun spielte die verkehrstechnische gute Lage für Eglosheim eine große Rolle.
Fuhrleute, die auf den alten Kopfsteinpflasterstraßen Steine und Holz zur Baustelle Ludwigsburg transportierten, kehrten gerne im Gasthof Hirsch in Eglosheim ein.
Dieser lag unmittelbar an der damaligen Fernstraße, und war eine begehrte Möglichkeit für die Fuhrleute, Rast für Mann und Pferd einzulegen.
Verglichen mit einer modernen Autobahnraststätte waren auch damals schon solche Servicestationen sehr gefragt.
Weitere Serviceunternehmer siedelten sich in unmittelbarer Nähe dieser Gaststätte an.
So arbeitete gerade zwei Häuser weiter in der Hauptstrasse 19, der Huf und Wagenschmied Jakob Härter, der die Pferde mit Hufeisen beschlug und auf die Wagenräder neue Eisenreifen aufzog. Sein Arbeitsplatz war unter dem Vordach des Hauses, so dass er dort die Pferde beschlagen konnte.
Auch die Sattlerei Kromer war in unmittelbarer Nähe in der Hauptstraße ansässig. Pferde- und Ochsenkummet, Sättel und Saumzeug wurden in feiner Handarbeit hergestellt und repariert. Aber auch Sofas und Stühle wurden von der Sattlerei bepolstert und mit feinen Stoffen bezogen.
Die Wagnerei Hölzle, in der damaligen Hauptstr. 32, hatte sich auf Holzräder und Rahmenteile der Fuhrwerke spezialisiert.
Bereits in Jahre 1733 wurde diese Wagnerei gegründet und später das Handwerk jeweils an die Söhne weitervererbt.
Anfang des 20. Jahrhundert wurden die Aufträge mit der Herstellung von Wagen- und Transmissionsräder rückläufig, so dass sich die Wagnerei auf die Herstellung der tragenden Holzkarossen für den Automobilbau konzentrierte. Als sich auch hier die Technik vom Holz zum Metall veränderte, hatte sich die Wagnerei Hölzle auf die Herstellung von Möbeln spezialisiert. Also eine Firma, die sich je nach Bedarf, der technischen Entwicklung angepasst hat. Das im Foto dargestellte Wagenrad aus der Herstellung von Felix Hölzle war eines der beiden zuletzt gefertigten Wagenräder.
Thomas Seyfang Historischer Verein Eglosheim
Ausgabe August 2020